Von unserem Fraser Trip hatten wir ja bereits berichtet, aber die schönere Geschichte begann, als unser Tagesausflug schon zu Ende ging. Die Tour startete und endete offiziell in Noosa und die Reiseagentur in Sydney hatte uns – warum auch immer – in diese Gruppe eingebucht, obwohl wir in Rainbow Beach ein Hostel hatten. Zwischen Noosa und Rainbow Beach liegen etwa 1,5 Fahrstunden und für uns bedeutete das leider, dass unser Tagesausflug mehr als 3 Stunden kürzer sein würde, als der von allen anderen Gästen, denn wir würden später ein- und früher wieder aussteigen. So war es eigentlich geplant, aber glücklicherweise kam alles anders.
Wir kamen also von Fraser Island zurück und übersetzten mit der Fähre auf das Festland von Rainbow Beach, als Ed unser Guide erklärte, wir würden noch einen letzten Toiletten-Stop an der Tankstelle einlegen, ehe wir zum nächsten Tourhighlight weiterfuhren, den “colored sands” (der farbige Sand), denen Rainbow Beach seinen Namen verdankte.
Prima, Sascha und ich hatten keine Bedürfnisse und so blieben wir einfach sitzen und warteten darauf, dass es weiterging. Erst viel später erkannten wir, dass diese Pinkelpause unser Endziel gewesen wäre. Aber wir sind ja nicht ausgestiegen und Ed hatte nichts dergleichen erwähnt.
Die “colored sands” waren nicht weit von Rainbow Beach weg und durchaus schön anzusehen. Bei Tee und Keksen standen wir vor den riesigen Sanddünen und versuchten die Regenbogenfarben darin zu erkennen. Beeindruckend waren sie aber so oder so.
Als wir wieder einstiegen fuhren wir weiter am Strand entlang, immer weiter weg von Rainbow Beach. Anfangs dachten wir, die Strandfahrt sei Teil der Tour, ehe wir zurück gebracht werden. Aber Ed machte keine Anstalten umzudrehen. Wir fuhren den 40Mile Beach in Richtung Noosa und je näher die Flut kam und mit ihr Noosa, desto klarer wurde uns bewusst, dass wir nicht mehr zurück nach Rainbow Beach fahren. Ed hatte uns vergessen und am Strand gab es keinen Weg zurück, denn die Flut hatte einen Großteil des Strandes bereits überschwemmt. Wir fuhren nach Noosa.
Während alle anderene Gäste in Noosa in ihre Hostels und Hotels verschwanden, strandeten wir an der Tourzentrale und warteten, was James von discovery group sich für uns ausdachte. Wir hatten nur unseren Tagesrucksack dabei, darin Handtücher, Bücher, eine Flasche Wasser, der Fotoapparat und ein Geldbeutel mit etwa $10. Damit ließ sich nicht so richtig viel anfangen, wir konnten uns keine Übernachtung leisten (nicht mal 1 Bett) und kein Zug- oder Busticket zurück, so dass wir tatsächlich hoffen mussten, dass James etwas Schlaues für uns einfiel.
Knapp eine halbe Stunde später hatte er eine gute und eine schlechte Nachricht für uns. Die schlechte zuerst: wir kommen nicht zurück nach Rainbow Beach, zumindest heute. Die gute Nachricht war, er hatte 2 Betten für uns in der Halse Lodge organisiert, dem ältesten und wohl schönsten Hostel in Noosa. Normalerweise gehören diese beiden Betten dem Personal, aber das hatte wohl frei – Glück für uns. Außerdem werden wir am nächsten Morgen von einem Tourtruck abgeholt, der zu einer 2-Tages Fraser Tour aufbricht und ehe wir in Rainbow Beach abgesetzt werden, machen wir mit der Gruppe einen Abstecher nach Tin Can Bay um Delphine zu fütten. Alles das ganz ohne Extrakosten für uns – sehr, sehr nett.
James brachte uns zum Hostel und die Lady dort war einfach umwerfend. So nett, so herzlich und so hilftsbereit sind wir noch nirgends empfangen worden. Die beiden Betten waren in einem 16-Bett Dorm, aber was für einer. Ein Holzhaus auf Stelzen im Regenwald und schöner und sauberer als alle bisher gebuchten Doppelzimmer. Wir bekamen Handtücher, Duschgel und Body Lotion und sie drückte uns Geld in die Hand, damit wir uns eine Zahnbürste und Zahncreme kaufen können. Wir waren total platt von solch überwältigender Hilftsbereitschaft, aber sie erzählte, dass sie selbst viel gereist ist und immer froh war, wenn ihr jemand half, wenn es nötig war. Jetzt kann sie uns helfen und vielleicht helfen wir mal jemand, der Hilfe benötigt. Es ist ein Kreislauf, so einfach.
Sie lud uns zum Essen in das angrenzende Restraurant ein und als wir abends auf der Terrasse des Hostels saßen, konnten wir unser Glück kaum fassen. Wie gut, dass Ed uns vergessen hatte in Rainbow Beach abzusetzen. Dort wartete nur unsere “Zelle” mit den Gummimatratzen und hier war das Paradies. Zumindest fühlte es sich an diesem Abend genauso an.